- Keimung
- Kei|mung 〈f. 20; unz.〉1. das Keimen2. Entwicklung, Wachstum des Keimes
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Kei|mung, die; -, -en:das ↑ Keimen (1); Vorgang des Keimens:die K. hat schon begonnen.* * *
Keimung,Keimen, bei Pflanzen im weiteren Sinn Bezeichnung für die durch Zellteilung und Differenzierung einsetzende Entwicklung neuer Organismen aus Sporen, Zygoten, Samen oder vegetativen Zellkomplexen wie Knollen oder Zwiebeln; im engeren Sinn Bezeichnung für die Samenkeimung (Germination) bei den Samenpflanzen, d. h. für die weitere Entwicklung des Embryos der Sporophytengeneration. Der Wiederaufnahme des Wachstums des Embryos nach der Samenruhe geht eine Wasseraufnahme unter Quellung des Sameninhaltes und Sprengung der Samenschale voraus. Die im Nährgewebe oder in den Keimblättern gelagerten Reservestoffe (Stärke, Eiweiß, Fett) werden nun durch enzymatische Hydrolyse mobilisiert. Es folgt die Streckung der Keimwurzel (Radicula) des Embryos, die positiv geotrop in den Boden einwächst, Wurzelhaare ausbildet und sich verzweigt. Damit ist die Keimpflanze verankert und die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen aus dem Boden gewährleistet. Bei der Entwicklung des Sprosssystems kann man zwei Typen unterscheiden: Bei der epigäischen Keimung streckt sich die Keimachse (Hypokotyl) stark und bringt schließlich die Keimblätter über die Erdoberfläche, wo sie ergrünen und die ersten Assimilationsorgane darstellen (z. B. Raps). Bei der hypogäischen Keimung (z. B. Eiche) verbleiben dagegen das Hypokotyl und die als Nährstoffspeicher fungierenden Keimblätter im Boden (Erdkeimer); dafür streckt sich das erste Sprossglied (Epikotyl) mit der Sprossknospe, durchbricht die Bodenoberfläche und bildet die ersten Laubblätter aus. Bei einigen Einkeimblättrigen wird das Nährgewebe des Samens durch das zu einem Saugorgan (Kotyledonarhaustorium) umgebildete Keimblatt ausgebeutet.Vorbedingung der Keimung ist die Reife des Embryos, wofür zuweilen eine längere Samenruhe zur Nachreife nach dem Abfallen der Samen von der Mutterpflanze erforderlich ist, weil der noch unentwickelte Embryo zur Keimfähigkeit heranwachsen muss. Eventuell muss auch eine zu dicke Samenschale erst durch Mikroorganismen zersetzt oder es müssen Keimungshemmstoffe (Blastokoline) abgebaut oder aus dem Samen herausgeschwemmt werden. Ein weiterer Faktor ist das Licht: Die meisten Samen keimen sowohl im Dunkeln wie auch im Licht; die Lichtkeimer (z. B. Gartensalat) keimen dagegen nur nach ausreichender Belichtung, die Dunkelkeimer (z. B. Amarantarten) nur bei Dunkelheit. Wichtig ist auch die Temperatur: Die meisten Samen besitzen zwar ein sehr breites Temperaturspektrum, innerhalb dessen sie zur Keimung kommen, jedoch gibt es für jede Art eine obere und untere Temperaturgrenze, über beziehungsweise unter der keine Keimung stattfindet (bei den meisten Samen über 45-48 ºC und unter 0-5 ºC). Bei vielen Samen fördert oder bewirkt außerdem eine vorübergehende Einwirkung niedriger Temperaturen die Samenkeimung (Stratifikation). Dieses wird häufig in der Landwirtschaft ausgenutzt, um die Samenruhe »künstlich« zu verkürzen. Am wirksamsten sind meist Temperaturen zwischen 0 und 5 ºC. Nur wenige Arten (z. B. Hochgebirgspflanzen) benötigen tiefere Temperaturen (Frostkeimer). Weitere unerlässliche Bedingungen sind ausreichend Wasser und Sauerstoff. - Die Keimung ist abgeschlossen, wenn die Reservestoffe des Samens aufgebraucht sind und die junge Pflanze nach Ausbildung funktionsfähiger Wurzeln und Blattorgane zu selbstständiger, autotropher Lebensweise übergeht.* * *
Universal-Lexikon. 2012.